Heute sollte es von Comilla nach Colombres gehen. Der Tag begann mit einem gemeinsamen Frühstück aller Gäste der Herberge. Es war sehr lustig und es wurde vielstimmig diskutiert und philosophiert, wie das Wetter wohl werden würde. Es sollte regnen – auch wenn die Damen am Tisch da anderer Meinung waren.
Ich schnürte meinen Rucksack, zog mich an und mach einer kurzen Verabschiedung stiefelte ich los. Ich zog meinen Poncho gleich über – ich ahnte dass es bald anfangen würde – und ich sollte recht behalten.
Was folgte war kein Regen – es war ein Wolkenbruch … es gab heftigste Schauer, die selbst den starken Regen von gestern in den Schatten stellten. Damit hatte ich einfach nicht gerechnet. Ich war kurz vorm Meer und natürlich gab es auch Flussmündungen – nur waren die verschwunden – es stand alles – wirklich alles unter Wasser.
Was neben dem Regen aber am schlimmsten war, war der starke, böige Wind, der irgendwann auch meinen Poncho nutzlos werden ließ. Ich bog von der Straße ab Richtung Campingplatz und Küste – hoffte auch, irgendwo eine Möglichkeit mich unterzustellen oder aufwärmen zu können, denn mittlerweile war ich nass bis auf die Knochen – es half einfach nichts gegen den Regen. Vollkommen Entnervt erreichte ich den Campingplatz Oyambre. Es hatte alles zu – es regnete und das Wasser stand mittlerweile knöcheltief auf der Straße – meine Schuhe waren vom Vortag immer noch nass und so gesättigt, dass ich merkte, wie auch langsam meine Füße nass wurden. Ich war 10 km gegangen aber ich konnte und wollte nicht mehr – zumal die Intensität des Regens noch zunahm. Da ich fror, nass war und nasse Füße hatte, gab ich auf und rief ein Taxi. Es sollte nochmal 1 Stunde dauern bis das Taxi kam. Inzwischen hatte sich eine Pilgerin aus Belgien zu mir gestellt. Ich bot ihr an, mit dem Taxi mitzukommen, was sie dankbar annahm. Der Plan war von San Vincente mit dem Zug nach Colombres zu fahren und dann dort entweder Pause zu machen oder weiter zu gehen – in der Hoffnung, dass der Regen da schon abgezogen war.
Das Taxi brachte uns zum Haltepunkt und der Fahrer meinte noch, dass nur ein Zug am Tag dort halten würde. Die Infos aus dem Netz waren widersprüchlich – demnach hätte nach 30 Minuten ein Zug kommen müssen. Wir stellten uns unter und warteten – inzwischen lief der Unterstand aber voll – wir retteten uns nach oben denn nach sehr kurzer Zeit stand auch hier das Wasser knöcheltief.
Plötzlich hupte es – irritiert schaute ich um die Ecke und da stand ein Taxi . Der Fahrer stieg aus, fragte uns, ob wir nach Colombres wollen und sackte uns kurzerhand ein – wir dachten nicht lange nach und stiegen ein – das Taxameter zeigte bereits 28 Euro an aber ich hatte einen Zustand erreicht, in dem mir das egal war. Der Fahrer flog mit ins förmlich nach Colombres – fuhr uns zu einem Hotel am Stadteingang und als ich bezahlen wollte schüttelte er mit dem Kopf, murmelte was von Service weil der Zug ausgefallen sei und fuhr davon. Irritiert aber dankbar standen wir am Stadtrand und mussten uns orientieren. Der Regen hatte auch aufgehört.
Wir liefen einen kleinen Feldweg in die Stadt. Ich suchte eine Farmacia und kaufte neue Verbände für meinen Fuß ein und danach ging es noch zur Post um die Sachen zurückzuschicken, die ich nicht brauchte und die mich nur unnötig belasteten. Ich konnte meinen Rucksack um 2038 Gramm erleichtern – warum so genau – weil mich diese 38 Gramm in die nächsthöhere Kategorie katapultierten (das Paket war schon zugeklebt) und mich der Spaß 39 Euro gekostet hat … NEUNUNDDREIẞIG!!!!! Ich schimpfe nie wieder über unsere Post.
Es gab einen Kaffee und weil alle Herbergen voll und das einzige Hotel ranzig und extrem teuer war, buchte ich mir 6km weiter ein Hotelzimmer. Meine Begleitung lud ich ein, sich das Zimmer mit mir zu teilen. Sie nahm dankbar an- so war es für jeden nur ein kleiner Betrag. Die 6 km liefen sich entspannt – wir unterhielten uns ein bisschen und am Ende hatte sich der Tag doch noch zum Guten gewendet. Das Hotel stand oberhalb einer kleinen Bucht und die Sonne kam raus. Ich organisierte mir Zeitungspapier mit der ich die Schuhe ausstopfen und diese dann in die Sonne zum trocknen stellen konnte. Dann ging ich zum Strand.
Mein Fuß hatte sich mittlerweile auch deutlich gebessert. Es gibt eine neue- noch sehr sensible Hautschicht aber die Entzündung ist weg. Es kann also weitergehen.
Fazit:
- Regen nervt – vor allem wenn es heftiger als eine voll aufgedrehte Dusche ist
- Wo ist mein Stock? Ah … da …
- Geteilte Leid ist halbes Leid
- Am Ende wird doch alles gut?
- Nur noch 450 km – läuft!