Etappe 25 + 26 Mondoñedo und Vilalba

Der Weg von meinem Quartier in Vilamartín Grande nach Mondoñedo verlief gestern sehr ruhig. Ich startete früh und genoss den Weg durch die hügelige Landschaft, durch Wälder und hin und wieder eine Ortschaft.

Die Etappe war mit 17,5 km relativ kurz und mit rund 450 Höhenmetern auch nicht besonders anspruchsvoll. Auf dem ganzen Weg begegnete mir nicht ein weiterer Pilger und so konnte ich die Ruhe, die sich daraus ergab in vollen Zügen genießen.

Mondeñedo erreichte ich schließlich am frühen Nachmittag, seit ich das Problem mit meinen Füßen endlich gelöst habe, konnte ich deutlich größere Abschnitte zurücklegen, bevor ich Pause machen muss. Das Laufen macht so auch wieder viel mehr Spaß!

Während des Tages kontaktierte mich auch Ramon. Der Plan war, dass wir in Mondoñedo aufeinander treffen und die nächste Etappe gemeinsam gehen würden. Wir verabredeten uns also in der Herberge. Während ich auf Ramon wartete, konnte ich in der Zwischenzeit meine Wäsche waschen. Als Ramon eintraf, zogen wir nach einer kurzen Pause gemeinsam los, um etwas fürs Abendessen zu kaufen und außerdem noch den sehr beeindruckenden Dom zu besichtigen.

Die Stadt Mondoñedo war wohl früher mal die Hauptstadt Galiziens gewesen und hatte somit auch einiges an Bedeutung. Der Dom ist älter als der Dom in Santiago und stellt eine Mischung verschiedener Baustile und Umbauten dar. Die Besichtigung des Doms war wirklich sehr eindrucksvoll.

Nach der Besichtigung gingen wir einkaufen, zurück in die Herberge und kochten gemeinsam. Wir schauten auch noch das Fußballspiel und anschließend ging es dann ins Bett. Am nächsten Tag sollte es wieder sehr früh losgehen.

Die Nacht war kurz aber gegen 6:00 Uhr standen wir dann doch auf und bereiteten uns für den Abschnitt des heutigen Tages vor. Es gab zwei Routen – die alte Route durch mehrere Ortschaften, die zwar flacher, aber entlang der Straße führte und durch mehrere Ortschaften ging und eine neuere Route über den Berg und mitten durch die Natur. Wir entschlossen uns die neue Route zu nehmen – diese war zwar nur 12 km lang – versprach aber deutlich mehr Natur und eine bessere Aussicht. Uns erwarteten somit über den Tag verteilt rund 900 Höhenmeter wobei 650 Höhenmeter davon an der Anfangsetappe lagen. Die Einheimischen sprachen von einem sehr steilen Anstieg auf den ersten 2 km. Wir ließen uns davon aber nicht beeindrucken, ignorierten das Schmunzeln der Einheimischen und brachen auf.

Die Wettervorhersage sagte für den Tag keinen Regen voraus. Aber es sollte sehr wolkig sein – dies konnte man auch sehr gut erkennen – der Bergkamm verschwand in den Wolken. Nachdem es erst einmal wieder fast 100m Höhenmeter bergab ging, verlief der Weg um eine Kurve und bog schließlich ab. Dann standen wir am Anfang der eigentlichen Etappe. Ich hatte gehörigen Respekt vor dem heutigen Tag. Und es stellte sich heraus – nicht ohne Grund.

Es ging wirklich sehr steil bergauf. Jeder steile Abschnitt endete mit einem flachen Plateau vor einer Kurve. Jedes Mal wenn ich ein Plateau sah, dachte ich „das war’s – Ab jetzt geht es flacher weiter“. Als ich die Kurve dann jeweils erreichte, war der folgende Abschnitt nur noch steiler. Ramon hatte ich bereits aus den Augen verloren – er hatte leichteres Gepäck und konnte so viel schneller den Aufstieg nehmen. Nach und nach verschwand der Berg ausserdem im Nebel.

Ich stöpselte meine Kopfhörer ein und mit Musik auf den Ohren nahm ich Steigung um Steigung in Angriff. Das ganze fühlte sich wie mein Leben der letzten Jahre an. Immer wieder anstrengende Abschnitte, und wenn ich gedacht habe ab jetzt wird es leichter wurde es nur noch schwieriger. Philosophisch – ich weiß!

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich endlich das Ende des Aufstiegs. Auch hier war ich wieder in meinem Leben angekommen. Ich hatte das Schlimmste zwar hinter mir – aber der Nebel war so stark, dass ich nicht sehen konnte wohin ich laufen muss.

Ich bedauert es sehr, dass die Wolken so tief hingen. Es wäre wahrscheinlich eine fantastische Aussicht gewesen. Ich setzte meinen Weg fort. Es ging wieder bergab – auch wenn das körperlich vielleicht etwas angenehmer ist – meine Füße hassen bergab gehen. Nach zweieinhalb Stunden und fast 12 km erreichte ich die nächste Ortschaft, wo Ramon bereits auf mich wartete und wir gemeinsam einen Kaffee tranken. Ramon ging schon vor – ich wollte mich noch etwas weiter ausruhen.

Nach meiner Pause brach auch ich wieder auf. Laut meinem Buch hatte ich noch 22 km vor mir. Ramon und ich hatten uns im 10 km entfernten Ort zum Mittagessen verabredet. Es folgten wieder einige Auf- und Abstiege und wie so oft in den vergangenen Tagen, gab es keine Sitzmöglichkeiten. Kurz vor unserem Treffpunkt wollten meine Füße nicht mehr. Ich brauchte dringend eine Pause. Ich entdeckte einen geeigneten Ort, an dem ich meine Hängematte aufspannen konnte. So konnte ich zumindest ein kurzes Nickerchen machen und meine Füße entspannen. Ich informierte Ramon, dass ich vermutlich nicht pünktlich kommen würde und er einfach schon weiterlaufen sollte. Wir würden uns am Ziel treffen. Inzwischen war auch die Sonne herausgekommen, was den Weg ein wenig angenehmer machte.

Kurz vor Martiñan – Das war der Ort wo wir Mittag essen wollten – bekam ich eine Nachricht dass das Restaurant zu hat, Ramon aber ein anderes gefunden habe. Das Restaurant war nur 900 m entfernt, so dass ich mich auf den Weg machte. Ich hatte ohnehin großen Hunger. Wir aßen gemeinsam und entschieden dass wir den Rest des Weges gemeinsam laufen würden. Es folgten weitere sonnige und sehr schöne Kilometer entlang von Feldern, alten Gehöften und viel Natur.

Die Sonne schien so schön und so warm, dass wir noch einmal Pause machten und uns auf eine Wiese legten, um uns auszuruhen. Anschließen sitzen wir unseren Weg fort. Es waren noch ungefähr 6 km. Kurz vor Vilalba waren meine Akkus leer und mein Kreislauf spielte verrückt. Ich hatte viel zu wenig gegessen und war ziemlich wackelig auf dem Beinen. Zum Glück geschah das bereits in der Ortschaft, so dass ich schnell etwas Süßes zu trinken kaufen und so meinen Kreislauf wieder stabilisieren konnte.

Wir kauften noch etwas fürs Frühstück ein, damit wir nicht noch einmal ohne Frühstück los mussten. Danach ging es ins Quartier.

Fazit:

  • Dies war die anstrengendste Etappe mit 37 km Wegstrecke, 974 Höhenmeter und einer maximal Höhe von fast 700m
  • Es sind nur noch 120 km.
  • Ab jetzt nur noch kurze Etappen.
  • Ab morgen laufen Ramon und ich wieder jeweils für uns – wir wollen die restlichen Etappen nochmal für uns haben
  • Ein Treffen ist im Laufe der nächsten Woche geplant – mit hoffentlich allen Pilgern, die wir unterwegs getroffen haben
  • Das Abenteuer neigt sich langsam dem Ende entgegen – ich weiß noch nicht wie ich damit umgehe.
  • Meine Familie fehlt mir langsam sehr
  • Morgen nur ein kurzer Trip von 20 km – Erholung sozusagen!

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