Es regnet – nein es kübelt … es regnet so heftig, dass ich kurz darüber nachdenke im Hostel zu bleiben – zumal es den ganzen Tag regnen soll – aber hey – wie sagte ich gestern so schön – ist doch nur Regen.
Also – zusammenpacken – Poncho rüber, das mitleidige Gesicht des Herbergsvater (sagt man das so) ignoriert – und los.
Die Route heute versprach wieder schöner zu werden – kaum Straße und viel Natur und – viel wichtiger – zurück zur Küste! Es könnte so schön sein, wenn da nicht dieser vermaledeite Regen wär – Bindfäden!!!
Es ging durch Nebenwege abseits der Straßen Berge hoch und wieder runter – und hey, das machte mir inzwischen nicht mehr viel aus. Meine Geschwindigkeit pendelt sich so bei 4-5 km/h ein was grundsätzlich schon mal nicht schlecht ist – zumal mit dem Gewicht auf dem Rücken und die Zeiten, an denen ich eine Pause brauche erhöht sich auch stetig.
Hatte ich mich gestern nicht darüber beklagt, keine Sitzgelegenheiten zu finden? Es war wie verhext – heute gefühlt alle 500m eine Sitzbank mit teils herrlicher Aussicht aber wegen dem verflixten Regen konnte man sich nirgendwo hinsetzen und ausruhen – leider war auch die Kirche verschlossen.
Nach ungefähr 7 km im nächsten Ort sollte es dann ein Café geben in dem ich Pause machen konnte. Der Regen hatte etwas nachgelassen und ich wollte mich etwas trocknen. Irgendwann gibt auch der beste Poncho nach.
Es gab einen Kaffee und ein Wiedersehen mit der Engländerin, die ich vor zwei Tagen an der Fähre getroffen hatte. Wir unterhielten uns kurz bevor sie weiterzog. Ich blieb noch eine viertel Stunde bevor auch ich meinen Weg fortsetzte. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen so dass ich meinen Poncho zusammenrollen und wegstecken konnte. Ich lief los, den Berg hoch und aus dem Dorf raus – als es zu tröpfeln begann, dann zu regnen und schließlich, wie ich bereits auf der Brücke über der Schnellstraße den Rucksack absetzte um den Poncho rauszuholen, schüttete es bereits so stark, dass ich klitschnass war, bevor ich den Poncho übergestreift und irgendwie über meinen Rucksack bugsiert hatte – bei starkem Wind echt eine Herausforderung. Die Idee des kombinierten Tarps/Poncho hört sich in der Theorie übrigens cool an – praxistauglich ist das Scheißding aber nur bedingt – die Druckknöpfe öffnen sich immerzu und dann flattert das Ding rum, verrutscht und ist undicht. Die Druckknöpfe wieder zusammenzukriegen ist echt eine Herausforderung zumal über dem Rucksack.
Schließlich hatte ich den Poncho übergestreift und zog weiter – es lagen noch 14 km vor mir. Es ging vorbei an vielen Feldern, Waldstücken und schließlich kam das Meer in Sicht!
Ich zog unverdrossen weiter – auch nach der nächsten längeren Pause zog ich den Poncho gleich wieder über. Nochmal wollte ich nicht überrascht werden – auf den letzten sechs Kilometern und nach meiner dritten und letzten Pause packte ich den Poncho wieder ein. Der Himmel war etwas aufgeklart und auch das Regenradar versprach Ruhe.
Langsam meldeten sich meine Füße. Die Belastung wurde spürbar und ich entschied mich dazu nur bis Comilla zu gehen. San Vincente wäre zu viel – soviel war mir klar. Auf dem letzten Abschnitt fand ich eine trockene Bank auf der ich mich kurz ausruhen wollte – als es zu tropfen begann … hah! Diesmal nicht – die Bank stand neben einer Minikapelle in die ich flüchten und in aller Ruhe meinen Poncho überstreifen konnte. Nimm das Regen!
Es goss wieder wie aus Eimern – ich konnte warten aber sehr einladend war die Kapelle nicht – also zog ich los – die letzten Kilometer waren landschaftlich zwar sehr schön aber der Regen hatte inzwischen den Kampf gegen meinen Poncho gewonnen – das Wasser kam überall durch – ich war klitschnass. Ich versuchte es so gut wie es ging zu ignorieren und die Aussicht zu genießen – der Tag war schön, aber wie schön hätte dieser Tag ohne Regen werden können!
Gegen 16 Uhr und nach rund 25km erreichte ich schließlich Comilla. Ich ging zu meiner Herberge und war heilfroh endlich im Trockenen zu sein – übrigens – als ich ankam schien endlich die Sonne! Blödes Wetter!
Fazit:
- Es gibt kein schlechtes Wetter nur schlechte Kleidung – so ein Schwachsinn!!! Nach fast 6 Stunden starkem Dauerregen gibt auch die beste Kleidung auf! Außerdem war’s arschkalt!
- Ich mag den Ablauf trotzdem – es ist echt befreiend! Gehen, Pause, Schwätzchen, weitergehen, Landschaft genießen, ankommen, Kleinigkeit essen und dann ausruhen – kein Stress, keine Verpflichtung, einfach nur leben! So schön!