Auch heute ging es wieder früh auf die Straße – Frühstück hatte ich nicht geordert – ich wollte wie immer unterwegs frühstücken. Wir checkten noch die Wettervorhersage für den Tag, da es am Vorabend hieß, dass ein Gewitter bevorstand. Laut Radar und Vorhersage stand das gegen 11 Uhr bevor. Ich hatte für den Tag nur eine kurze Strecke von 15 km bis nach Soto Del Luina geplant – das wäre bis 11 Uhr machbar. Also verabschiedete ich mich von den anderen und zog los. Draußen herrschte dichter Nebel und es war kühl.
Es ging sofort bergauf – bis nach Muron de Nalon rein sollte es nochmal rund 1,5 km sein. Als ich den Ortskern erreichte war ich schon etwas über dem Nebel angelangt. In Muron entdeckte ich ein Café, wo ich frühstücken konnte – was ich dann auch tat, bevor ich meinen Weg fortsetzte.
Der heutige Weg sollte wieder viel durch Wälder gehen und abseits größerer Straßen und Siedlungen. Eigentlich ideal – trotzdem hatte ich im Hinterkopf, dass ein Gewitter zwischen Küste und Bergkette kein Spaß wäre – schon gar nicht im Wald. Ich spielte einige Szenarien durch, was ich tun würde wenn mich das Unwetter erreicht und welche Ausweichmöglichkeiten es gäbe – aber tatsächlich gab es nur wenig Alternativen mit denen ich am Weg bleiben würde. Ich entschied mich dazu schrittweise vorzugehen (hahaha) und erstmal abzuwarten was passiert. Erstes Ziel war El Pito. Die nur knapp 6 km entfernte Siedlung sollte kein Problem sein – was ich nicht auf dem Schirm hatte, der heutige Tag versprach auch wieder sehr viele Höhenmeter – das hatte ich auf der Karte nicht gesehen. Es ging viel durch die Natur aber es war auch ein häufiges Auf und Ab. Als ich El Pito erreichte brauchte ich erst einmal eine Pause
Ich fand eine Mauer auf der ich Platz nehmen und mich ausruhen konnte, setzte meinen Weg aber alsbald fort. Es wurde auch immer wärmer – ich ließ meine Jacke und meinen Pullover trotzdem an, da ich im Fall eines Unwetters nicht erst meine Sachen raussuchen wollte. Es ging von El Pito wieder in den Wald … bergauf und bergab … mehrfach … es war wirklich anstrengend – zumal es in den sonnigen Abschnitten immer wärmer wurde im Wald aber kühl war – da ich viel geschwitzt hatte, wollte ich die Jacke nicht ausziehen – ich hatte Angst mich zu erkälten. Den Pullover zog ich aber dann doch mal aus – er war auch vollkommen klamm.
Landschaftlich hatte die Strecke einiges zu bieten – sah man mal von der riesigen Autobahnbrücke ab, die die beiden Bergkämme verband die ich jeweils zu Fuß überqueren musste und die dazugehörigen Täler die ich durchquerte. Gegen 11 Uhr kam Wind auf und es zogen dunkle Wolken über die Bergkämme heran. Ich rechnete damit, dass es jeden Moment losgehen würde und hatte ziemlichen Bammel, denn ich war mitten im Wald.
So schnell die Wolken aber auftauchten – sie zogen vorbei oder kamen dann schlussendlich erst einmal nicht näher. Ich lief also weiter bis Soto Del Luina.
Verschwitzt und ziemlich abgekämpft erreichte ich Soto gegen 13 Uhr – allerdings sagte mir der Ort überhaupt nicht zu und da es ja noch früh am Tag war, überlegte ich mir, meinen Weg doch noch weiter fortzusetzen und bis nach Novellana zu laufen – eine der anderen Pilgerinnen hatte von der Herberge dort geschwärmt.
Der Supermarkt in Soto hatte leider zu, so dass ich keine Vorräte kaufen konnte – ich zog also weiter – da erwischte mich plötzlich ein Regenschauer – wie aus heiterem Himmel. Ich stellte mich unter, zog den Regenschutz über meinen Rucksack und wartete kurz, da der Himmel kein längeren Regen erwarten ließ, ging es bald auch wieder weiter – wieder sehr steil bergauf.
Nach dem sehr steilen Aufstieg ging es einige hundert Meter parallel an der Autobahn entlang, bevor man wieder nach links einschwenken und den Berg hinuntersteigen musste … dichter Wald und ein Bachlauf ohne Brücke waren Highlights des Streckenabschnitts.
Auf der anderen Seite ging es noch einmal einen recht steilen Berg hinauf und dann erreichte man endlich Novellana. Von hier waren es nur noch zwei km bis zur Herberge.
Ich war ziemlich abgekämpft und durchschwitzt als ich endlich ankam aber auch froh, dass das versprochene Gewitter ausblieb. Nach einer Dusche und einem leckeren Abendessen in der Herberge konnte ich den Tag gut abschließen – morgen geht es vermutlich nach Canero. Die heutige Strecke waren dann doch rund 24 km – aber das ist ok … der anstrengendere Part waren die rund 800 Höhenmeter, die ich heute zurückgelegt habe …
Fazit:
- Wetter Apps wissen auch nicht alles
- Andere Pilger auch nicht – das war wie früher in der Schule vor und nach Klassenarbeiten
- Mein neuer Poncho schützt gut – und zwar bevor Regen aufkommt 😊
- Es sind nur noch 260 km … nur noch 80 bis Ribadeo – Sonntag wird dort Pause gemacht
- Ich bin auf dem Weg endlich angekommen!!!
- Es geht mir richtig gut und ich habe hier inzwischen eine Reihe sehr netter Menschen kennen gelernt
- Es sind aber auch zu viele Deutsche hier!! Ernsthaft in jeder Herberge fast ausschließlich Deutsche – warum in aller Welt?