Tag 10 – 8. Etappe von Vigo nach Arcada

ES …… IST …… HEIß …

heute früh um 7 Uhr zeigte das Thermometer in Vigo bereits 29 Grad im Schatten – mit einem Lüftchen und ohne direkte Sonne mag das gehen – auch wenn ich bereits nach wenigen km schwitzte war das ein ok, denn es verschaffte mir die notwendige Abkühlung.

Wie gestern schon geschrieben, ist Vigo keine Schönheit. Enge Straßen – und ich meine wirklich eng! – und viele Bausünden begleiteten mich 6 km auf meinem Weg raus aus der Stadt.

Fotos hab ich mir hier verkniffen, da man glaube ich, hässliche Städte zur Genüge kennt. Vigo war mit Sicherheit mal eine Perle – das erkennt man an Parks und historischen Gebäuden aber viele Ecken verfielen oder wurden vermutlich in den 70ern und 80ern verschandelt.

Auch in Vigo hatte ich es sehr schwer den Pilgerpfad zu finden. Gelbe Pfeile sucht man hier quasi vergeblich und ohne mein geliebtes Buch wäre ich aufgeschmissen gewesen und hätte den Pfad niemals gefunden. Aber selbst mit dem Buch war es nicht einfach den Einstieg zu finden. Ein Älterer Herr wies mich drauf hin und wünschte mit Bõ Camino und lächelte mich an. Ich bog ab und hatte fast augenblicklich Ruhe!

Da ich ja auf der gelben Route unterwegs war musste ich den zentraleren Weg erst erreichen. In Redondela trifft der Camino Portugues Costa dann auf den eigentlichen zentralen und somit historischen Camino – ab jetzt erwartete ich eher mehr Pilger. Dies sollte sich aber zumindest heute nicht bewahrheiten.

Der Aufstieg zum eigentlichen Camino war sehr steil und somit auch wirklich sehr anstrengend. Mein Rucksack lastete schwer auf meinen Schultern und ich brauchte für den knappen km bergauf mein komplettes Wasser.

Der Anstieg erfolgt auf ungefähr 180m um 150m aber letztendlich erreicht ich den Einstieg – witzig übrigens, wie ich da oben ankam hielten zwei Taxen und mehrere ältere Herrschaften stiegen aus, sahen mich, lachten und meinten – “Oh my god – we got caught!” Ich grinste und antworte nur, “gotcha!” und lief weiter …

Den Rest den Weges war ich für mich und lief bis Redondela quasi nur noch durch Wald. Was mir außerdem auffiel waren viele streunende Hunde – große wie kleine – teilweise auch krank. Ich machte stets einen großen Bogen um sie und versuchte uninteressant zu wirken, da ich mich nicht mit ihnen auseinandersetzen wollte.

Es gab auch immer mal wieder bewohnte Abschnitte, aber im großen und Ganzen genoss ich die Natur und Ruhe.

Redondela erreichte ich gegen 11:30 Uhr – ich hatte ja bereits darüber nachgedacht, dass ich weiter laufen wollte und just eine Werbetafel für eine Pilgerherberge kurz vor Arcadia erweckte meine Aufmerksamkeit und so entschied ich mich dazu diese Herberge anzusteuern.

Der Weg hinter Redondela war gelinde gesagt unangenehm – inzwischen brannte auch die Sonne direkt von oben und ich lief 8 km ungeschützt bei über 40 Grad entlang einer Hauptstraße – meine Füße brannten und taten höllisch weh und mir floss der Schweiß in Strömen über das Gesicht, den Körper und in die Augen – was zusätzlich brannte.

Die letzten zwei km quälte ich mich entlang der Straße und hoffte, die Herberge doch bald zu erreichen. Völlig erschöpft und nass geschwitzt kam ich um halb vier an und wurde herzlichst und wirklich sehr freundlich begrüßt. In der Herberge traf ich auch altbekannte Gesichter – wirklich liebe Italiener, denen ich jetzt schon ein paar mal über den Weg gelaufen bin.

Mein Fazit für heute:

  • Einsamkeit ist was gutes – man kommt zum nachdenken
  • Ich ertrage inzwischen Hitze etwas besser – aber bei 40 Grad ist echt Schluss mit lustig
  • ich hatte sowas wie einen spirituelle Moment – mag aber nicht drüber reden
  • Bei 26 km kommen einem die letzten vier wie eine Ewigkeit vor
  • Ich muss Abschied vom Meer nehmen – leider!
  • Ich mag isotonische Getränke nicht – aber wenn man so viel schwitzt muss man zwangsläufig Mineralien nachgießen
  • Mein Weg nähert sich langsam dem Ende und das mag ich nicht so recht wahrhaben – ich bin an einem Punkt angelangt wo es ewig so weitergehen könnte – es ist irgendwie beruhigend jeden Morgen um 6 Uhr aufzustehen und einfach loszulaufen … und jeden Tag sieht man was anderes …
  • Ich glaube der Camino Francés könnte mir gefallen und prompt fällt mir eine Broschüre ein, die ich in Vila do Conde eingesammelt habe. Darauf stand: “einmal Camino – immer Camino” vielleicht ist was dran?
  • Geht es nicht darum im Leben – einfach loszulaufen, das Leben zu nehmen wie es kommt und jeden Moment zu umarmen? Einfach weitermachen – egal wie schwer es zu sein scheint und wie hoch der Berg auch ist, der vor einem liegt – das Leben ist wie der Camino – der Weg ist das Ziel
  • In diesem Sinne: Buon Camino

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